Das Konzept der neuen Autorität wurde von Haim Omer, Professor für klinische Psychologie an der Universität Tel Aviv, entwickelt. Es basiert auf den Ideen des gewaltlosen Widerstandes nach Mahatma Gandhi und Martin Luther King und integriert diese in die pädagogische Arbeit. Gemeinsam mit Arist von Schlippe, private Universität Witten/Herdecke, hat Haim Omer seine Haltung und sein Konzept seit 1998 u. a. in Deutschland bekannt gemacht und es kontinuierlich weiterentwickelt. Inzwischen ist ein internationales Netzwerk daraus entstanden. www.newauthority.net
Erwachsene, die mit Kindern und Jugendlichen leben oder arbeiten, sehen sich häufig herausfordernden Verhaltensweisen gegenüber. Provokationen, verbale und körperliche Aggressionen, starke Ängste und vermeidendes Verhalten können zu einer großen Belastung für die Beziehung zwischen Kindern und Erwachsenen werden. Oftmals fühlen wir Erwachsene uns allein und überfordert und greifen in unserer Hilflosigkeit auf die bekannten Mittel der traditionellen Autorität zurück, in der Illusion, das Verhalten unseres Gegenübers kontrollieren zu können. Wir fordern Gehorsam und versuchen mit dem Androhen von Strafen und Konsequenzen Einfluss auf das Verhalten der Kinder und Jugendlichen zu nehmen und unsere „Autorität“ aufrecht zu erhalten. Oftmals geraten wir in Machtkämpfe oder geben auf und ziehen uns resigniert zurück, wenn es zu schwierig wird. In beiden Fällen verlieren wir an Präsenz und die Beziehung leidet.
Die Basis für das Konzept der Neuen Autorität ist das Wissen, dass ich einen anderen Menschen nicht kontrollieren oder verändern kann. Erwachsene können aber die Verantwortung für ihr eigenes Verhalten übernehmen. Haim Omer bietet mit seinem Ansatz Handlungsmöglichkeiten, die die Präsenz der Erwachsenen wiederherstellen und somit die Beziehung zum Kind stärken, indem sie ihr eigenes Verhalten ändern. Dabei verzichtet er auf jegliche Form von körperlicher oder verbaler Gewalt. Stattdessen ermutigt er Menschen, sich zu öffnen und sich Unterstützung für die anspruchsvolle Arbeit der Erziehung zu holen. Im Zentrum stehen nicht Macht und Verhaltenskontrolle des Kindes, sondern die Stärke der Erwachsenen, die auch in stürmischen Zeiten Halt und Schutz geben – aber auch Raum für Entwicklung lassen.